Jugendwerkhöfe in der DDR
ein dunkles Kapitel sozialistischer Heimerziehung


 

 

Sport als Erziehungsmaßnahme


Hofbereich mit Sturmbahn im Hintergrund, um 1978


Einen hohen Stellenwert genoss der Sport im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. Die sportlichen Übungen waren mehrmals am Tag vorgesehen, täglich, und das teilweise mit „militärischer Körperertüchtigung“. Sport konnte als Freizeitgestaltung, aber auch als Bestrafung verordnet werden. „Gelenkte Freizeit“ konnte durchaus zwei bis drei Stunden Sport mit hartem Drill bedeuten. Dabei musste man am Hof auf- und abrobben, musste mehrmals die Sturmbahn mit seiner 2,30 Meter hohen Eskaladierwand überwinden oder 3.000 Meter laufen. Wer das Tempo nicht halten konnte, wurde von den anderen Gruppenmitgliedern gestützt. Nicht aus Freundlichkeit, sonder aus der Angst vor einer Gruppenbestrafung.

"Und wenn wirklich einer schlecht war, da ist er noch schikaniert worden. Der durfte halt das volle Programm durchziehen. Es hieß nicht: der ist fertig, der kann aufhören, weil er nicht mehr kann. Der musste das Programm durchziehen. Wenn die anderen beim Essen waren oder was, da ist der immer noch gelaufen. So ging das ab." (René H., 1978 fünf Monate im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau.)

Bei den Mädchen wurden keine Ausnahmen gemacht. Auch bei ihnen herrschte militärischer Drill. Nach dem Sport wurde in der Gruppe geduscht. Wie lange und bei welcher Temperatur geduscht wurde, wurde von den Erziehern bestimmt.